Deshalb bin ich Begine und lebe in einem Frauenwohnprojekt…

Mein Name ist Tanja, ich bin 40 Jahre alt und lebe mit meiner Frau und unseren zwei Kindern seit zwei Jahren im Beginenhof.

Warum bin ich Begine geworden?

Schon früh begann ich, mich für feministische Bewegungen und für matriarchale Gesellschaften zu interessieren. Vertiefen konnte ich mein Interesse im Studium. Als ich nach Bielefeld zog, kam ich das erste Mal bei einer feministischen Aktion mit einer Frau aus dem Beginenhof in Kontakt. Dies war der Auslöser, mich zum ersten Mal mit der Beginenbewegung zu beschäftigen.

Dann lernte ich meine Frau kennen, eine Begine. Sie wohnte damals noch neben dem Beginenhof, darauf wartend, dass eine Wohnung im Wohnprojekt frei wurde.

Dies war dann auch ziemlich schnell der Fall und wir (mittlerweile planten meine Frau und ich zusammenzuziehen) wurden gefragt, ob wir nicht in die freiwerdende „Mutter-Kind- Wohnung“ Wohnung einziehen möchten.

Durch mein Studium war ich WG-erfahren und erprobt und konnte mir tatsächlich vorstellen, mit 30 Frauen unterschiedlichen Alters zusammen zu wohnen.

„Ja, ich will!“

… aber so leicht war es dann doch nicht. Denn es ging nicht nur darum, ein paar Kisten zu packen und umzuziehen, sondern eine Begine zu werden und in dem Verein aufgenommen zu werden.

Warum will ich Begine werden? – Eine gute Frage

Die Frage war ziemlich leicht zu beantworten: Ich freute mich darauf, mit 30 Feministinnen zusammen zu leben, gemeinsam auf Demonstrationen zu gehen, Aktionen zu planen und umzusetzen. Zudem interessierte ich mich für die Vereinsarbeit und das Leitbild der Beginen.

Nicht in Konkurrenz miteinander zu leben, sondern gemeinsam zu wachsen. Sich gegenseitig zu unterstützen und in einer Gemeinschaft zu leben. Das konnte ich mir gut vorstellen.

Doch nicht nur ich musste mich entscheiden, sondern 30 Frauen mussten „ Ja“ zu mir sagen.

Dann war es soweit. Ich bekam eine Einladung zum Plenum. Dort konnten mich die Frauen kennenlernen und ich sie. Ich hatte Glück und sie konnten sich vorstellen, dass ich im Wohnprojekt lebe.

Wie ist es jetzt nach zwei Jahren?

Ich lebe sehr gerne hier und fühle mich sehr wohl. Ich bin aktiv im Verein tätig und habe meine festen Aufgaben.

Mittlerweile habe ich erkannt, dass nicht alle 30 Frauen politisch aktiv und bekennende Aktivistinnen sind – aber das ist auch gut so. Einige Frauen sind aktiv im Umwelt- / Klimaschutz und machen sich beim Thema Nachhaltigkeit stark. Andere sind spirituell und meditieren gemeinsam. Es gibt talentierte Künstlerinnen, durch die wir immer wieder öffentliche Kunstausstellungen im Haus haben. Und dann gibt es natürlich noch Frauen, die sich in unterschiedliche Weise in das Projekt einbringen und der Gemeinschaft einfach gut tun.

Besonders wir als Familie erfahren sehr viel Unterstützung, die Kinder haben eine „Beginen-Oma“ und es ist schön, nach Hause zu kommen.

Du hast die Möglichkeit für dich zu sein, aber auch in Gesellschaft. Besonders schätze ich unsere „Unterschiedlichkeit“ und die Akzeptanz, dass Jede auf ihre Weise zum Projekt beiträgt und wertvoll ist.