Die Beginenbewegung
In den 70er Jahren, der äußerst aktiven Phase der Frauenbewegung, begannen Historikerinnen über Hexenverfolgung und Frauen im Mittelalter zu forschen. Dabei entdeckten sie eine lebendige Frauenbewegung im 12. bis 16. Jahrhundert: Die Beginenbewegung.
In der damaligen Zeit hatten Frauen kaum Rechte und standen unter der Vormundschaft des Mannes. Es gab jedoch Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führten und mit anderen Frauen soziale, religiöse und wirtschaftliche Bedürfnisse verwirklichen wollten.
Als eigenständige Parallelbewegung zu den Frauenklöstern entstanden ab dem 13. Jahrhundert die von Frauen gegründeten und verwalteten Beginenhäuser. Allein in Köln gab es um 1350 mehr als 1000 Beginen, die in Konventen lebten. Sie waren in Handwerk und Handel tätig sowie in der Armenfürsorge, der Krankenpflege und schulischer Bildung.
Die Beginen lebten nicht in Klausur und legten kein Gelübde ab, jedoch ein Versprechen. Sie konnten jederzeit die Gemeinschaft verlassen. Die Konvente gaben sich selbst Regeln für die Aufnahme und das Zusammenleben, für das äußere Erscheinungsbild, die Arbeitsfelder und das religiöse Leben.
Teilweise lebten Beginen auch allein oder zogen von Stadt zu Stadt (Wanderbeginen).
Die Beginen waren in ihrer Selbständigkeit und durch ihre handwerklichen Tätigkeiten bei den Zünften nicht gern gesehen und nicht wirklich akzeptiert. Der Institution Kirche waren sie suspekt bis gefährlich. Bei dem größten Teil der Bevölkerung genossen die Beginen ein hohes Ansehen.
Mit Beginn des 15. Jahrhunderts wird der Höhepunkt der Beginenbewegung überschritten und ihr Niedergang eingeläutet. Zu Zeiten der Inquisition wurden auch die Beginen als Hexen verfolgt, es entstand der Vorwurf der Ketzerei. Durch die Reformation im 16. Jahrhundert veränderte sich das Frauenbild in der Bevölkerung und ganze Städte wechselten ihre Religion.
Nur in Flandern überlebten einige Beginen, weil sie sich unter den klösterlichen Schutz der Klarissen begaben, jedoch weiterhin ihre eigenen Regeln behielten.